Montag, 30.04.2001Aus der wundervollen Marigot-Bay (laut Joachim: Haribo-Bay)
gings nicht ganz so früh los: zuerst fuhren Joachim und Katharina
zur Customs Office, um uns auf St. Lucia ordnungsgemäß an- und
abzumelden, zu Anjas Freude gab's einen Stempel in den Pass. Dann ruderten Frank, Joachim und Anja mit dem Dingi zu
den Mangroven. Dichtes Wurzelwerk umschließt die ganze Bucht. Leider
sah man keine Fische, aber eine Seeblume, die sich bei Berührung blitzschnell
in ihren Stengel zurückzog. Der ungeduldige Skippi warf schon den
Motor an und lichtete den Anker, bevor die drei wieder an Bord waren. Ein
Blick auf die Uhr hatte immerhin schon elf angezeigt, und die Strecke nach
St. Vincent ist noch weit.Matthias wollte mal den Oktopus-Köder ausprobieren
und ließ die Angelleine vom Boot ziehen. Während der ersten
Stunde auf See schrie Frank plötzlich: "Kappe über Bord!" Seine
Baseball-Cap hatte sich selbstständig gemacht, obwohl sie angeleint
war. Ideale Gelegenheit, ein "Mann-über-Bord"-Manöver zu üben.
Schließlich muss sich die Crew aufeinander einstellen - es sind immerhin
vier Leute an Bord, die noch nie segeln waren - und alle sollen etwas lernen.
Dummerweise verloren wir die Kappe trotz sofortigen Ausgucks bald aus den
Augen, sprich: Manöver umsonst, Frank traurig. Zu allem Überfluss
schrie Matthias auf: "Die Angelschnur hängt fest!" Nachdem wir den
Festmacher mit zwei Fendern ausgebracht hatten, sprangen Katharina und
Matthis vom beiliegenden Boot ins Wasser - und das trotz Matthis' panischer
Angst vor tiefem Wasser. Selbst bei Fahrt unter Segel ohne Motor dreht
anscheinend die Schraube mit. Die Angelschnur hat sich darin verfangen.
Den Oktopus konnten wir bald an Bord nehmen, aber die Schnur mussten wir
kappen. Zu guter Letzt band sich Andreas ein Messer um den Arm, sprang
ins Wasser und schnitt in mehreren Tauchgängen die Schnur los. Durch diese Manöver hatten wir eine Menge Zeit verloren.
Es war klar, dass wir die Überfahrt nach St. Vincent nicht mehr schaffen
würden. Neues Tagesziel war also der südlichste Punkt von St.
Lucia, die Vieux Fort Bay. Kaum hatten wir die südwestliche Küste erreicht,
wurde der Wind schwach und wehte genau aus der Richtung, in die wir segeln
wollten. Wir schafften es mit Kreuzen gerade noch Laborie Bay, von der
es in der Seekarte hieß: "Caution. Laborie anchorage exposed." An
den Riffs manövrierte Andreas souverän entlang der 5-Meter-Linie
in die die Bucht. Drin stand sehr viel Schwell und wir waren dem Wind extrem
ausgeliefert, das Boot schwankte auch mit zweitem Anker noch enorm. Andreas
fühlte sich enorm unwohl und so kamen wir zu unserer ersten Ankerwache.
Die Reihenfolge wurde ausgelost, jeder musste 50 Minuten wachen, nachdem
Matthias bis etwa ein Uhr durchgehalten hat. Die Wache bestand aus regelmäßigem
Blick auf Tiefenmesser und GPS. Das hielt ganz gut auf Trab. Die Nacht
war wunderschön, sternenklar und traumhaft ruhig - bis auf das stark
schwankende Boot. Alleine an Deck war eine einmalige positive Erfahrung. |
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